Treffpunkt: Löwenpudel

Nicht alles ist so, wie es scheint – das gilt wohl auch für die Statue des Löwenpudels, die vor dem Dom St. Petrus mitten in der Osnabrücker Altstadt auf ihrem Sockel gen Marktplatz blickt. Wohl ein Löwe, der aber auch etwas einem Pudel gleicht, aus Sandstein 1929 vom Bildhauer Lukas Memken geschaffen.

Heute sehen wir dort eine Kopie des Kunstwerks; das Original fand wegen seiner Verwitterungsspuren im Kulturgeschichtlichen Museum ein warmes und trockenes Plätzchen – allerdings ist nicht abschließend geklärt, ob es wirklich das Original ist …

Zum Löwenpudel wissen die Osnabrücker*innen eine schöne Geschichte zu erzählen, die mit dem Gründer des benachbarten Gymnasiums Carolinum, einer der ältesten, vielleicht der ältesten Schule in Deutschland, zusammenhängt: Karl der Große (748 -814) soll aus Wut darüber, dass sich die Osnabrücker hinter seinem Rücken wieder ihrem alten Fürsten Wittekind zugewandt hatten, geschworen haben, das erste Lebewesen zu töten, das ihm bei seiner Rückkehr in die Hasestadt entgegenkommt, eigenhändig zu töten. Als nun der Frankenkönig nebst Heer auf die Stadt zukam, lief ihm seine Schwester, die in Osnabrück lebte, entgegen, um den Bruder milde zu stimmen. Karl der Große geriet wohl in Panik, da er seine Schwester hätte töten müssen, um den Schwur einzulösen.

Zu seinem Glück begrüßte ihn freudig der Pudel der Schwester, worauf dieser sein Leben lassen musste. Schwur eingelöst, Schwester gerettet, Karl verzieh den Osnabrückern die Untreue. Soweit die Geschichte in aller Kürze. Schön, nicht wahr? Doch leider wohl nicht ganz richtig angesichts der historischen Fakten, dass die Schwester Karls des Großen in Frankreich lebte und zu dieser Zeit noch gar keine Pudel bekannt waren. Auf jeden Fall wird dem Löwenpudel auch heute zugesprochen, die Stadt und den Dom zu beschützen.

Tatsächlich scheint die erste an dieser Stelle 1331 erwähnte Figur wohl ein Gerichtslöwe gewesen zu sein; entweder als Wahrzeichen des fränkischen „Gogerichts“ – einer Art Vorläufer des heutigen Amtsgerichts oder als Zeichen der Gerichtsbarkeit, die Osnabrück vom Braunschweiger Herzog Heinrich dem Löwen verliehen wurde. Und wie nun die Wandlung zum Pudel entstand, bleibt gänzlich der Fantasie überlassen.

Wie auch immer, wir erzählen die Geschichte über unseren Löwenpudel gerne, ob sie nun stimmt oder nicht. Und wenn Du Dich in Osnabrück verabreden möchtest, ist der „Treffpunkt Löwenpudel“ immer ein guter und bekannter Ort. Wenn an lauen Sommerabenden die Sonne ein ganz besonderes Licht auf die Statue vor dem Hintergrund der Sandsteinmauern des Domes zaubert, hat dieser Ort seinen besonderen Reiz. Und auch am Samstagmorgen wird man auf dem Weg zum Wochenmarkt vom Löwenpudel begrüßt.

Einmal hier, lohnt sich immer ein Besuch des Doms, dessen Vorläufer 785 an dieser Stelle in unmittelbarer Nähe eines alten Heer- und Handelswegs an einer Furt über den Fluss Hase geweiht wurde. Nur fünf Jahre zuvor hatte Kaiser Karl der Große dort eine Missionsstation errichtet. Über die Hasestraße gelangst Du direkt auf den Marktplatz mit unserem Historischen Rathaus, der Stadtwaage und der Marienkirche.