Der Dom St. Peter in Osnabrück

Wer Geschichte und Geschichten mag, findet in jeder Stadt mindestens einen Ort, an dem man diese auf großartige Weise erleben kann. Im Winter im Warmen, im Sommer im Kühlen, meistens gratis und häufig auf wunderschöne Weise inszeniert: Kirchen sind steingewordene Zeitzeugen und gehören einfach dazu, wenn man eine Stadt richtig kennen lernen möchte. So auch unser Dom St. Peter in Osnabrück.

Der Paderborner Dom ist prächtig, der Münsteraner Dom ist mächtig und der Osnabrücker Dom ist andächtig.

So sagt der Volksmund. Klar, es gibt größere, wichtigere oder ältere Kathedralen als unseren Dom, aber letztendlich hat jede Kirche ihren ganz eigenen Reiz. Gegründet wurden das Bistum und der Dom Osnabrück im 9. Jahrhundert übrigens von niemand geringerem als Karl dem Großen. Jedem Passanten fallen von außen sofort die beiden unterschiedlich hohen und breiten Türme an der Westfassade auf. Das macht St. Petrus schon mal unverwechselbar. Geht auch ruhig mal rein, es lohnt sich! Wer wenig Zeit hat, sollte besonders auf diese fünf Highlights achten:

Das gotische Triumphkreuz über dem Altar ist das Wahrzeichen des Doms und mit seiner Länge von sechs Metern das größte Triumphkreuz Niedersachsens. Aufgrund der Jahresringe im Eichenholz lässt sich die Skulptur auf das Ende des 12. Jahrhunderts datieren. Nicht mehr genau rekonstruieren lässt sich dagegen die Farbigkeit. Hier bestimmt der jeweilige Zeitgeschmack die Arbeit der Restauratoren. Während der Christus bei einer früheren Restaurierung in starken Kontrasten bemalt wurde, erscheint er seit 2003 in dezenteren, natürlicheren Farbtönen. Der Kopf der Skulptur ist übrigens hohl und enthält die Reliquien der Heiligen Crispin, Crispinian und Regina.

Im schlankeren der beiden Türme, dem Nordwestturm, der zu den ältesten Bauteilen vom Dom Osnabrück gehört, steht das bronzene Taufbecken. Es stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert und ist bis heute in Gebrauch. Der Kessel ruht auf drei Löwentatzen. Sie symbolisieren die Dreifaltigkeit und sollen den Täuflingen auf ihrem Lebensweg Löwenkräfte verleihen. Dargestellt sind außerdem Christus, Johannes der Täufer, Petrus, Paulus und ein Engel. Hinter dem vergoldeten Gitter sind die Reliefs und die umlaufenden Schriftbänder leider nicht gut zu erkennen. Wer es  – so wie ich – ganz genau wissen möchte, findet unter Deutsche Inschriften Online die komplette Inschrift inklusive Übersetzung.

Im südwestlichen Turm befindet sich heute ein neoromanischer Schrein. Er enthält die Knochen des Einsiedlers Reiner. Im 13. Jahrhundert befand sich dort lediglich eine schmale Mauernische. In diese karge Zelle ließ sich Reiner – nur mit einem Kettenhemd auf der bloßen Haut bekleidet – freiwillig einmauern. Der Überlieferung nach war, für über 20 Jahre, ein kleines Fenster seine einzige Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt. Durch dieses lauschte er dem Gottesdienst und erteilte Ratschläge. Offenbar sehr erfolgreich, denn schließlich wurde er im 15. Jahrhundert selig gesprochen. Zu spätem Ruhm gelangte Reiner – der einzige Selige oder Heilige mit diesem Namen – als Namenspatron des Fürsten Rainier von Monaco. Dieser ließ ihm zu Ehren sogar mehrere Briefmarken drucken.

Die Apostel mit ihren würdevollen Mienen an den hohen Pfeilern im hellen Mittelgang stammen aus der Zeit um 1525. Die Stifter, überwiegend die Domherren, haben sich mit ihren Wappen unterhalb der Figuren verewigt. Auch der Heilige Jakobus, Schutzpatron der Pilger und Wanderer und erkennbar an seinem Hut mit der goldenen Muschel, ist hier vertreten. Kein Wunder, denn der Dom Osnabrück liegt am berühmten Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Pilger erhalten ihren Stempel in der Sakristei oder im Forum am Dom.