Schloss Iburg: 73 Bischöfe und eine Königin
Wie beeindruckte man eigentlich Nachbarn und Verwandte, lange bevor es Autos gab? Eine Antwort findet sich auf Schloss Iburg im „Rittersaal“, der mit seiner barocken Ausstattung einer der jüngeren Räume des uralten Gebäudes ist. Seine Decke ziert ein Gemälde, das als „perspektivische Scheinarchitektur“ gilt – im 17. Jahrhundert nördlich der Alpen eine seltene Attraktion, heute eines der wenigen erhaltenen Bilder seiner Art. Die Deckenmalerei schafft die Illusion, dass der Betrachter in einem riesigen antiken Tempel stehe, in dessen Höhe der griechische Göttervater Zeus thront. Eine optische Täuschung, die auf den Betrachter genauso verwirrend wirkt, wie es hier jetzt klingt.
An den Wänden hängen die Porträts aller Osnabrücker Bischöfe, die auf Schloss Iburg bis zum Ende des 17. Jahrhunderts residierten hatten. Das sind insgesamt 73. Der erste war Bischof Wiho (gestorben um 804), einer seiner bedeutendsten Nachfolger war Benno II., der im Jahr 1068 auf einer alten Ruine die neue Iburg errichten ließ – inklusive Kirche natürlich. Er stiftet zudem das erste Kloster und bald zogen fromme Benediktiner in die Nachbarschaft. Die meisten seiner Nachfolger ergänzten oder änderten etwas an der Burganlage, so dass der geführte Rundgang zu einer Zeitreise durch knapp zehn Jahrhunderte wird. Der wohl eifrigste Baumeister war Fürstbischof Philip Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel, der um 1600 neben der bis heute weitgehend erhaltenen vierflügelige Renaissanceanlage auch die Schlossmühle am Charlottensee und das Jagdschloss am südlichen Berghang erbauen ließ. Den Rittersaal mit seinem Deckengemälde ergänzte Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Diesen beendete 1648 der Westfälische Frieden, der in Münster und in Osnabrück ausgehandelt und verkündet wurde. Eine der Regelungen: Im Bistum Osnabrück wechselten sich 150 Jahre lang katholische und evangelische Fürstbischöfe ab – so etwas gab es sonst nirgends. Der erste Protestant, Ernst August von Braunschweig-Lüneburg, ließ zusätzlich zur alten Klosterkirche zusätzlich eine lutherische Schlosskirche bauen – auch das findet man so leicht kein zweites Mal. 1668 kam seine Tochter Sophie Charlotte auf der Iburg zu Welt. Sie sollte später erste Königin in Preußen werden. Da es zudem enge Verbindungen zum britischen Königshaus gibt, enthält eine Schlossführung auf der Iburg auch immer ein paar Anekdoten und ein bisschen Tratsch über den alten europäischen Hochadel.
Die Iburg übrigens genügte bereits im Jahr 1673 nicht mehr, um andere nachhaltig zu beeindrucken: Daher ließ Ernst August das Osnabrücker Stadtschloss bauen und verlegte seine Residenz dorthin.
Heute beherbergt das riesige Iburger Schloss, das dem Land Niedersachsen gehört, das Amtsgericht, die Polizeistation Bad Iburg, das Staatliche Baumanagement Nordwest und das Schlossmuseum. Trotzdem sind noch eine Menge Räume mit historischer Einrichtung übrig, die sich besichtigen lassen – vom Kerker im Bergfried bis zu den bischöflichen Wohngemächern.
Schlossführungen
April-Oktober: Freitag-Sonntag 15:00 Uhr
November-März: Samstag und Sonntag 15:00 Uhr