Heute ist die ehemalige Residenz der Osnabrücker Fürstbischöfe durch studentisches Leben geprägt.
Das Osnabrücker Schloss als Residenz
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 erging die Bestimmung, dass Osnabrück fortan im Wechsel von einem katholischen und evangelischen Fürstbischof regiert werden sollte. 1662 übernahm dieses Amt der lutherische Welfe Ernst August zu Braunschweig-Lüneburg. Zusammen mit seiner Frau Sophie von der Pfalz residierte er zunächst im Schloss Iburg. Dieses war mangels einer passenden Residenz in der Stadt der Wohnsitz der Fürstbischöfe. Um seinen Repräsentationswünschen gerecht zu werden und gleichzeitig die Unabhängigkeitsbestrebungen der Stadt Osnabrück einzuschränken, entstand das Fürstbischöfliche Schloss am Neuen Graben zwischen 1667-1675 im Stil des Barock. Die Vierflügelanlage verfügte im Hauptbau mit seinen vier Geschossen u. a. über eine Hauskapelle und einen Festsaal. Die Ausgestaltung des barocken Gartens nach den Plänen des bekannten Gartenarchitekten Martin Charbonnier oblag insbesondere der Frau des Fürstbischofs, die ihre in Frankreich gesammelten Eindrücke einfließen ließ. Als das Paar 1679 die Regierung in Hannover übernahm und Osnabrück daraufhin verließ, trauerte Sophie ihrer Residenz nach: „Ich werde mein Leben lang den Garten und das Schloss in Osnabrück vermissen. Mein Garten, meine Blumen, mein Haus, meine Möbel: Ich finde mich dieser Freuden auf einmal beraubt.“
Das Schloss diente später noch als Residenz für den Sohn der vorigen Herrscher, Ernst August II., der erste britische König aus dem Haus Hannover, Georg I. starb hier im Jahr 1727. Danach wurde das Schloss nicht mehr als Residenz genutzt und drohte zu verfallen. Mit der Aufhebung des alten Reiches im Jahr 1803 verlor das Schloss seine Funktion als fürstbischöfliche Residenz und wurde fortan für Verwaltungszwecke genutzt.
Das Osnabrücker Schloss im Dritten Reich
Im Jahr 1937/38 wurde der Westflügel des Schlosses für die Nutzung durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) ausgebaut. Sie verfügte dort nun über Amtsräume, Gefängniszellen, Verhör- und Folterräume. Ein Bereich des Kellers wurde während des Krieges als Luftschutzraum verwendet und diente der Gestapo bevorzugt für ihre “verschärften Verhöre.” Seit 2001 befindet sich in den erhalten gebliebenen Haftzellen die “Gedenkstätte Gestapokeller im Osnabrücker Schloss e.V.”
Nach der Reichspogromnacht im November 1938 waren in den Kellern jüdische Osnabrücker inhaftiert, ehe sie ins KZ Buchenwald deportiert wurden. Politische Häftlinge, weitere jüdische Bürger sowie ausländische Zwangsarbeiter wurden später zunächst ebenfalls in den Zellen gefangen gehalten. Eine Hinweistafel am Westflügel verweist seit 1995 auf die Opfer der Gestapo in Osnabrück.
Das Osnabrücker Schloss heute
Das Osnabrücker Schloss wurde durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, nur die Außenmauern blieben erhalten. Der Wiederaufbau des Gebäudes erfolgte bis 1953. Der Schlossgarten wurde auf seiner ursprünglichen Fläche durch Prof. Werner Lendholt neu gestaltet.
Nachdem zunächst die Pädagogische Hochschule das Schloss nutzte, erfolgte 1973 eine Integrierung der Räumlichkeiten in die neue Universität Osnabrück, die seit 1974 ihren Verwaltungssitz im Schloss hat. Auch die Fachbereiche Musik/Musikwissenschaft und Evangelische Theologie sind im Hauptgebäude untergebracht.