In der "Alte-Synagoge-Straße" erinnert das Mahnmal "Alte Synagoge” an das in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 durch die Nationalsozialisten zerstörte Gotteshaus. Ein gebrochener Davidstern symbolisiert das zerstörte jüdische Leben. Auf vier Tafeln werden die Stationen der Ausgrenzung und Entrechtung, Verfolgung, Deportation und Ermordung der Osnabrücker Juden aufgezeigt. 162 Zaunstäbe erinnern an 162 ermordete Menschen.
Bau der Synagoge
Nachdem die jüdische Gemeinde Osnabrücks seit 1872 das Haus Barfüßerkloster 6/7 als Synagoge und Schulgebäude genutzt hatte, wurde am 12. September 1905 der Grundstein für einen Neubau an der Rolandstraße 3-5 (heutige "Alte-Synagoge-Straße") gelegt. Errichtet wurde das mehrgeschossige Gebäude mit eindrucksvoller Kuppel durch den Kölner Architekten Sigmund Münchhausen im Stil der Neogotik und bot Platz für die ca. 450 Mitglieder der Gemeinde. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 13. September 1906. Das angrenzende Nebengebäude diente als Gemeindehaus und beherbergte eine einklassige Schule. Einen Einblick in die alte Synagoge bietet das Bild “Die beiden Juden” des Osnabrücker Malers Felix Nussbaum aus dem Jahre 1926. Dieses ist im Felix-Nussbaum-Haus zu sehen und zeigt den Künstler neben dem Kantor der jüdischen Gemeinde vor dem Hintergrund des Inneren der Synagoge. Das Doppelporträt gilt als ein Bekenntnis Nussbaums zum jüdischen Glauben.
Zerstörung der Synagoge und Hintergründe
In der Reichspogromnacht 1938 wurde die Osnabrücker Synagoge durch SA-Truppen geschändet, geplündert und anschließend in Brand gesteckt. Oberbürgermeister Erich Gaertner ordnete noch am Tag der Brandstiftung aus “baupolizeilichen Gründen” den Abriss des lediglich beschädigten massiven Gebäudes an. Dieser Abriss wurde bereits zuvor hinter den Kulissen eingefädelt. Die im Westflügel des Osnabrücker Schlosses ansässige Gestapo hatte vor, sich zu erweitern, während Erich Gaertner die vorgesehene Fläche als Schlosspark gestalten wollte. Um dies zu ermöglichen, stellte er der Gestapo das Gelände der Synagoge in Aussicht, womit sich alle Beteiligten einverstanden erklärten. Dabei wurde die wirtschaftliche Notlage der jüdischen Gemeinde ausgenutzt. Seit 1936 verringerte sich durch Diskriminierung und Flucht die Größe der Gemeinde drastisch. 90 von ihnen wurden noch am Tag der Pogromnacht im Gestapokeller des Osnabrücker Schlosses inhaftiert und wenige Tage später ins KZ Buchenwald deportiert. Nach dem Abriss der Synagoge kam es infolge der bestehenden finanziellen Belastung zur Zwangsversteigerung. Weit unter Wert erwarb die Stadtsparkasse die nun freie Fläche mit Nebengebäude, die sie wenig später gegen eine Auslagenerstattung der Stadt überließ. Diese tauschte das Areal anschließend gegen die Fläche am Schloss. Zu einer Neubebauung durch die Gestapo kam es allerdings nicht mehr.
Geschichte der Synagoge nach dem 2. Weltkrieg und weitere Entwicklung
Nach 1945 erhielt die jüdische Gemeinde das Areal der Alten Synagoge “bis zum endgültigen Eigentumsübergang” vorerst zurück. Das Nebengebäude wurde als Bet- und Wohnhaus genutzt. 1949 beantragte die Gemeinde die offizielle Rückübertragung, allerdings erwarb 1954 die Regierung die Fläche von der Jewish Trust Corporation und fügte dem Regierungsgebäude im Weiteren einen Anbau hinzu.
In der Folge entstand zwischen 1967-1969 eine neue Synagoge mit Gemeindezentrum und Wohnungen in der Weststadt in der Straße “In der Barlage”. Aufgrund der wachsenden Mitgliederzahl der Gemeinde, auch durch Zuzug von Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, wurde die Entscheidung getroffen, das Gemeindehaus umzubauen. Dieser Umbau begann im Oktober 2008 und endete mit der feierlichen Eröffnung am 03. Februar 2010.