Vor dem Dom St. Peter zeigt sich auf einer Stele sitzend das Abbild eines Löwen, der einem Pudel ähnelt. Der Osnabrücker Bildhauer Lukas Memken (1860-1934) schuf die heutige Nachbildung aus Ibbenbürener Sandstein im Jahre 1925. Da Wind und Regen ausgesetzte Steinplastiken nur wenige Jahrhunderte überdauern, ist davon auszugehen, dass es in der Vergangenheit bereits mehrere dieser Figuren gab. Der Vorgänger des gegenwärtigen Löwenpudels befindet sich im Kulturgeschichtlichen Museum in Osnabrück.
Historischer Hintergrund
Wann die Figur den Namen Löwenpudel erhielt, ist unbekannt. Da die Pudelzucht in Deutschland erst im 19. Jahrhundert begann, dürfte sich der Begriff erst ab diesem Zeitraum durchgesetzt haben. In früheren Zeiten wurde das Monument als “Löwenstein” oder “Der steinerne Löwe” bezeichnet. Erstmals erwähnt wird die Figur im Jahre 1331. Es wird vermutet, dass der Löwenpudel (oder Löwenstein) in Verbindung mit dem Gogericht, einer Art Vorläufer des heutigen Amtsgerichts, stand. Außerdem wird er auch auf einen Konflikt zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa und dem Welfen-Herzog Heinrich dem Löwen zurückgeführt, der um 1170 die Vogtei über den Dombezirk ausübte. Er sicherte sich somit die höchste klerikale Position im Ministaat des Bistums Osnabrück. Der Welfe plante, seine Macht auszubauen, was der Kaiser vermeiden wollte. Barbarossa versuchte Heinrichs Macht zu brechen und gab den Bürgern der Stadt ihre eigene Gerichtsbarkeit. Diese galt allerdings nur für die Bürger selbst und bezog Adel und Klerus nicht mit ein. Seinen eigenen Gerichtsbezirk soll Heinrich der Löwe am Eingang zur Domburg mit einem steinernen Löwen gekennzeichnet haben, der allen Betrachtern seine hier ausgeübte hohe Gerichtsbarkeit anzeigte.
Die Sage vom Löwenpudel
Die Zeit ging ins Land, die Symbolkraft des “steinernen Löwen” schwand und somit auch die Erinnerung an seine eigentliche Bedeutung. Die Osnabrücker gaben ihrem alten Hoheitszeichen eine neue, sagenhafte Geschichte, die sich in der Zeit der Sachsenkriege des achten Jahrhunderts zugetragen haben soll: Nicht lange war es her, da hatten die Bürger der Stadt dem fränkischen König Karl dem Großen die Treue geschworen. Er hatte auf der linken Haseseite den Dom errichten lassen. Nun hörte er davon, dass in Osnabrück ein nicht mehr ganz so christliches Leben herrschen sollte, die Bürger seinem Gegner, dem sächsischen Herzog Wittekind Unterschlupf gewährten und die Franken aus der Stadt vertrieben wurden. Karl wollte diesen Verrat sühnen und die Stadt sollte den Treuebruch büßen. Er schwor also, dass er der ersten Person, der er in Osnabrück begegnet, den Kopf abschlagen würde. Als er die Tore der Stadt erreichte, kam ihm seine Schwester entgegen. Sie wollte sich für die Bürger Osnabrücks einsetzen. Karl, der ihr kein Leid zufügen wollte, betete zu Gott, er möge ihm ein Zeichen schicken. Da sprang der Pudel seiner Schwester auf ihn zu und leckte ihm die Hand. Karl schlug daraufhin dem Hund den Kopf ab, wodurch er seinen Schwur erfüllte. Aus lauter Dankbarkeit über den glücklichen Ausgang ließen die Osnabrücker daraufhin vor dem Dom das Bild des Pudels als Erinnerung an seine löwenhafte Tat für immer in Stein hauen. Dort wacht er noch heute.