Aber was passiert nun eigentlich genau in Bad Essen? Von Neugier getrieben mache ich mich auf den Weg zur Baustelle bei Schloss Ippenburg. Vor der alten Remise wird geschraubt, gesägt, gestrichen und gehämmert. Als erstes beachtet mich Wolfgang, einer der vielen freiwilligen fleißigen Helfer, die dafür sorgen, dass aus dem noch unscheinbaren Kasten innerhalb von 11 Tagen ein Tiny House entsteht. Wolfgang ist gerade mit der Isolierung des Daches beschäftigt und verweist mich für Fragen an Noam Goldstein, den Baustellenleiter. Noam und seine Kollegin Lara finde ich im Inneren des künftigen Tiny House, wo sie gerade eines der Fenster einpassen. Ob er weiter arbeiten könne, während ich meine Fragen stelle, erkundigt er sich freundlich. Aber sicher! Den Enthusiasmus, der hier bei allen zu spüren ist, möchte ich natürlich nicht bremsen.
Noam ist Zimmermann aus Kanada und arbeitet seit einigen Jahren für die Tiny House-Foundation in Berlin. Anders als in unserer ländlichen Umgebung ist Wohnraum in Berlin knapp und teuer, für viele sogar kaum zu bezahlen. Die Tiny House-Foundation, so erklärt mir Noam, arbeitet an sozialen Konzepten für bezahlbaren Wohnraum und gemeinschaftliches Wohnen in der Stadt. Hierfür wurde eigens das Tito House (Tiny Town House) entwickelt. Die Idee dahinter: Noam und seine Kolleg*innen bringen alles mit, was zum Bau eines Tiny House benötigt wird: Holz, Fenster und Türen, sogar den PKW-Anhänger, damit das Tiny House dann später auch mobil ist. Der künftige Besitzer steuert außer seiner eigenen Arbeitskraft noch drei Helfer bei und los geht`s! Auf Wunsch können auch Recycling-Materialen oder Werkstoffe von lokalen Anbietern in den Tiny Houses verbaut werden.