Der Begriff Steinwerk ist bereits im 9. Jahrhundert nachweisbar. Er beschreibt Bauten, die häufig den Baustilen Romanik und Gotik zuzuschreiben sind. Diese dienten als Speicher oder Lager für den Besitz und die Waren wohlhabender Bürger und Patrizier. Aber auch in Gefahrensituationen, z. B. bei Stadtbränden boten sie einen sicheren Zufluchtsort. Bis ins Zeitalter der Renaissance im 16. Jahrhundert wurden die Steinwerke in ihrer ursprünglichen massiven Bauweise erbaut, danach erfolgte die schrittweise Reduzierung der massiven Konstruktionen.
Das Osnabrücker Steinwerk
In Osnabrück entwickelte sich zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert eine eigene Ausprägung des Steinwerks. Diese setzte sich in der Regel aus einer Kombination aus Steinwerk und einem Fachwerkvorderhaus zusammen, die als eigene Bauten zu erkennen waren. Relevante Gebäudeteile wurden mit Muschelkalk aus dem Steinbruch des heutigen Botanischen Gartens am Westerberg gebaut. Dieser ließ sich gut brechen und vermauern. Für den Großteil des Gebäudes nahm man Darumer Sandstein, den man noch besser verarbeiten und sogar schleifen konnte. Der beispielhafte Aufbau eines Osnabrücker Steinwerks erklärt sich in der folgenden näheren Beschreibung zum Gebäude in der Bierstraße.
Das für die frühen Steinwerke typische Dachgewölbe findet sich noch in einundzwanzig Exemplaren in der Stadt. Insgesamt sind heute noch rund dreißig Steinwerke in der Altstadt zu finden, meist versteckt in zweiter Reihe oder in Hinterhöfen. Die sieben ältesten prägen bis heute entscheidend das Stadtbild der Friedensstadt Osnabrück. Durch den in Summe und Erhalt größten Umfang von Steinwerken wird Osnabrück auch als “Hauptstadt der Steinwerke” bezeichnet.
Nachdem während des Zweiten Weltkrieges einige Steinwerke auch als Bunker genutzt wurden, überstanden die meisten das Bombardement durch die Alliierten unbeschadet.
Ältestes Steinwerk der “Bierstraße Nr. 7”
Das Steinwerk in der Bierstrasse 7 zählt neben dem Gebäude in der Dielingerstraße 13 mit seinen rund 1000 Jahren zu den ältesten von den (zu besten Zeiten 300) Steinwerken in Osnabrück und kann ungefähr auf das Jahr 1220 zurückdatiert werden. Andere Forschungen legen auch das Jahr 1180 nahe.
Im Gegensatz zu seinem nicht unterkellerten eingeschossigen Vorderhaus, besaß dieses Steinwerk vier Geschosse mit jeweils einem Raum und einem Keller. Das Erdgeschoss konnte hier auch für Wohnzwecke genutzt werden. Die Mauer zwischen Vorderhaus und Steinwerk zeichnete sich durch eine Stärke von 2,50 Meter aus, während die restlichen Außenmauern 1,40 Meter stark waren. Auch die strikte Trennung von Keller und Obergeschossen durch zwei Türen im Erdgeschoss entsprach der üblichen Bauweise. An diesem Gebäude kann man noch heute ziemlich gut erkennen, wie Steinwerke als Brandschutz funktionierten: Brandspuren weisen darauf hin, dass das Vorderhaus abgebrannt ist, das Steinwerk den Brand aber gestoppt hat.
Heutige Nutzungen
Heutzutage erfüllen die Mauern der Osnabrücker Steinwerke viele Funktionen. In der Bierstraße hat beispielsweise der Denkmalschutz Quartier bezogen. Gastronomie findet sich in Steinwerken in der Turmstraße und der Dielingerstraße sowie im Romantik Hotel Walhalla, urig eingebettet in die Osnabrücker Altstadt.