Kath. St. Vincentius-Kirche, Bersenbrück
Die zweischiffige Hallenkirche liegt im Bereich des ehemaligen Klosters. Man erreicht sie vom Marktplatz aus durch die Klosterpforte von 1700, dem Wahrzeichen Bersenbrücks. Sie bildet mit den alten Klostergebäuden, in denen jetzt das Amtsgericht und das "Museum im Kloster" untergebracht sind, ein faszinierendes Ensemble.
Die Kirche beherrscht mit ihrem hohen Satteldach, dem 1510 vollendeten, rund 50 m hohen, wuchtigen spätgotischen Spitzturm und dem zisterziensischen Dachreiter das Stadtbild. Das nördliche Kirchenschiff war eine frühere Eigenkirche der Grafen von Ravensberg aus dem 12. Jahrhundert und das südliche Schiff die ehemalige Klosterkirche aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Trennmauer zwischen beiden Kirchen entfernt.
Geschichte:- Ehemalige Zisterzienserinnenkloster und frühere Pfarrkirche.
- 1231 kam es zur Gründung des Konvents durch Graf Otto von Ravensberg auf seinem Familiengut. Sie galt als Keimzelle der Stadt Bersenbrück. Die gräfliche Eigenkirche (evtl. 12. Jh.) galt als Geschenk. Die St.Vincentius Kirche ist außerdem die Grablege der Grafenfamilie vorm Hochaltar.
- Sie war ab 1236 unter Schutz von Bischof und Papst. Sie wurde 1243 durch Papst Innozenz IV. von geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit befreit.
- Die Blütezeit des Klosters war um 1280. Im 13. Jh. erfolgte der Anbau der Klosterkirche an die Pfarrkirche mit eigenem Satteldach. Durch eine Wand war die Klosterkirche von der Pfarrkirche getrennt, allerdings gibt es ein Gitter im Chorraum, unzugänglich für Dorfbewohner.
- 1484 kam es zur Reform des Klosters (u.a. Wiederherstellung der Klausur). Während der Reformation bekannten sich alle Nonnen zum Luthertum. 1614 folgte die Rekatholisierung. Bei der Visitation 1625 wurde die Katholizität festgestellt und damit kam es zur konfessionelle Festlegung 1650.
- Die Aufhebung des Klosters 1787, durch das Osnabrücker Domkapitel wurde als schweres Unrecht angesehen. Der eigentliche Grund: Bersenbrück war damals das reichste Kloster im Fürstbistum mit zahlreichen Gütern. Das Domkapitel wollte aus Mitteln des Klosters ein weltliches Damenstift für die Witwen und Töchter von Osnabrücker bürgerlichen Beamten und Gelehrten einrichten. Seit 1791 Stift, ohne Präsenzpflicht.
- Nach Aufhebung des Klosters A. 19. Jh. wurde die Zwischenwand beseitigt und es kam zur Vereinigung beider Kirchen zur Pfarrkirche St. Vincentius.
- 1817 galt das Kloster als Verwaltungssitz des neugegründeten Amtes Bersenbrück (Gefängniszellen im Nordflügel), später wurde es zum Landratsamt.
- Das Kreismuseum (im Kloster) geht zurück auf Sammlungen des bäuerlichen Kulturgutes des damaligem Landrats Hermann Rothert (1911-1933).
Geschichten / Legenden:- Die unglückliche Braut / Enstehungslegende:
- Vor der Einrichtung eines Klosters war das Gebäude der Familiensitz des Grafen Otto III. von Ravensberg. Im Schutz der Burg siedelten sich Leute an, die aber wegen häufigen Hochwassers den Ort bald wieder verließen. Stattdessen zogen sie an den jetzigen Ort des Klosters, wohin ihnen der vereinsamte Graf bald folgte. Als das Grafengeschlecht drohte auszusterben, lag die Hoffnung auf einer verbliebenen Jungfrau und ihrem Verlobten. Der wurde jedoch kurz vor der Hochzeit hinterrücks erschlagen. In tiefem Kummer betete sie lange vor dem Marienbildnis am Haseufer zu Gott, der ihr schließlich den erbetenen Frieden gab. Darauf gelobte sie feierlich, das Schloss ihrer Vorfahren zu einem Kloster zu machen, wo sie selbst zur ersten Nonne wurde.
- Unwetter über Bersenbrück: An einem schwülen Sommertag zog nach langer Dürre ein fürchterliches Unwetter auf, so dass die Menschen glaubten, der Jüngste Tag sei angebrochen. Da warf sich eine Nonne vor den Hochaltar der Klosterkirche nieder und flehte um Schutz für das Kloster, die Menschen und die Saat. Sie bot Gott ihre eigene Seele an, wenn dadurch Unheil abgewendet werden könne. Da fuhr ein mächtiger Blitz durchs Kirchendach und erschlug die Nonne auf den Stufen des Altars – das Unwetter war gebrochen und es regnete endlich.
- Das tatsächliche Ereignis am 11.8.1749:Zwei Nonnen – Fräulein von Bisenroth und von Morsey-Picard – knieten während eines vorüberziehenden Gewitters vor dem Altar und beteten um Bewahrung vor allem Unheil. Währendessen fuhr ein Blitzstrahl vom Dachreiter herunter, zerschmetterte den Tabernakel, verschüttete die Hostien und tötete das Fräulein von Morsey. Das zunächst bewusstlose Frl. von Bisenroth erholte sich später wieder.