Kuriositäten auf der Ackerschnacker-Tour

Ich bin im Nordkreis, genauer in der Samtgemeinde Artland, auf der 52km langen Themenradroute „Ackerschnacker-Tour“ unterwegs. Sie ist wirklich interessant und toll zu fahren, das Wetter kann man jedoch mal wieder in der Pfeife rauchen. Dauer-(Niesel)regen, mal mehr mal weniger. So richtig durchnässt werde ich nicht, aber bei 13°C kriecht diese Nasskälte doch irgendwann bis in die Knochen. An Weihnachten herrschen manchmal dieselben Wetterbedingungen … Aber hey, es ist Sommer! Ich ertrage es mit Fassung, selbst schuld, hab mir halt diesen Tag freigeschaufelt, hätte ja auch ein anderer sein können. Obwohl, wenn ich genauer darüber nachdenke … egal, es ist wie es ist.

Im norddeutschen Tiefland radelt es sich aber wirklich wunderbar, flaches Gelände, sehr gut ausgebaute Wege und überdurchschnittlich viele Schutzhütten. An diesem Tag werden sie definitiv häufiger genutzt. Ich sah so einige Radler die Schutz unter ihren Dächern gesucht haben. Das besondere an der Ackerschnacker-Tour sind die Hörstationen entlang des Weges. Manchmal muss man sie suchen, manchmal fallen sie einem direkt auf. Aber immer sind die Geschichten interessant und witzig erzählt.
Jedoch sind nicht nur die Hörstationen interessant, wenn man gut aufpasst und sich für die Umwelt interessiert, fallen einem noch mehr Kuriositäten und schöne Dinge entlang der Strecke auf. Meine persönlichen Highlights möchte ich euch nun vorstellen.

Ich begann meine Tour am Marktplatz von Quakenbrück, radel stadtauswärts und komme an das Ortschild „Essen 5km„. Gut dieses „Essen“ im Oldenburger Münsterland hat nichts mit dem „Essen“ im Ruhrpott zu tun, aber die Vorstellung war im ersten Moment doch schon etwas amüsant. Aber dies sollte erst der Anfang sein. Ich halte mich nicht länger auf und fahre weiter den Schildern der „Ackerschnacker-Tour“ nach.

Bald komme ich an einen Teich oder sogar See, wie sich herausstellt die „Baggerkuhle Borg“. Irgendwie ist hier alles verboten was Spaß macht. Kein Baden, kein Bootfahren, wie langweilig. Aber Angeln ist erlaubt und es gibt einen Parkplatz, einen Steg, eine Pumpe?! und natürlich eine Station des Ackerschnackers. Die Pumpe probiere ich direkt mal aus. Das Wasser ist kalt, wie auch nicht, und es riecht etwas komisch. Vielleicht sogar ganz gut, dass man hier nicht schwimmen darf… Naja, weiter gehts zurück zum Schnackpunkt, den ersten den ich heute entdeckt habe. Mit einem freundlichen „Moin!“ begrüßt mich „Kalle“ und erzählt vom „Kurken drieven“, einer traditionellen Beschäftigung am Ostersonntag in Menslage. Im Laufe der Tour stelle ich fest, dass alle Geschichten von Kalle, dem Ackerschnacker, mit Schnaps zu tun haben. Ein trinkfreudiges Völkchen hier oben im Nordkreis.

Am Besten findet ihr selber heraus, wo und was er sonst noch so zu erzählen hat. Es ist wirklich interessant, auch ohne selbst Schnaps dabei zu haben ;-)! 

Weiter gehts entlang des Weges und plötzlich fahre ich den Kuhdamm entlang. Essen hatten wir schon, ok. Berlin ist nun meine Assoziation. Mein Kopfkino blendet die altehrwürdige Shoppingmeile Berlins mit dem KaDeWe ein. Mit diesem landwirtschaftlichen Weg hat sie ganz offensichtlich nichts gemein, aber ich muss trotzdem insgeheim irgendwie grinsen. Ja ich weiß, der Berliner Ku´damm hat so gar nichts mit einer Kuh zu tun ;-). Später wurde mir erzählt, dass Quakenbrück auch einen „Bahnhof Friedrichstraße“ hat. Er ist zwar stillgelegt, aber immer noch bekannt in der Stadt. Verrückt!

Zurück zum Thema, auf dem Kuhdamm in Schandorf wohnt Enki und er hat eine Trödelscheune. Nicht nur eine Trödelscheune, denke ich mir, der ganze „Garten“ sieht auch danach aus. Aufgefallen ist mir der kleine abgelegene Hof eigentlich nur durch das Kunstwerk mit Hahn, Ente und Deutschlandfahne vor dem Tor. Für interessierte Menschen ungewöhnlicher alter Dinge lohnt sich ein Besuch bestimmt, leider habe ich keine Öffnungszeiten oder ähnliches gefunden.

Ganz in der Nähe von Enkis Trödelscheune befindet sich der Kamelhof Artland. Leider war niemand zuhause, als ich dort vorbei fuhr. Es war Donnerstag Vormittag und ich hatte mich auch nicht angemeldet, daher durchaus normal. Beim nächsten Besuch in der Region möchte ich mir die imposanten Tierchen mal genauer anschauen. Pferdeerfahrung habe ich ja reichlich, ein Kamel habe ich aber noch nie angefasst. Das Artland hats irgendwie mit den Exoten.

Denn kaum bin ich ein paar Kilometer weiter gefahren, in Menslage, sehe ich mitten in der Pampa ;-), auf mehreren Weiden verteilt sehr viele Alpakas. Von hier sind die Anden mehrere Tausend Kilometer entfernt, aber wohlfühlen tun sich die wolligen Tierchen anscheinend trotzdem. Klein, groß, bunt gemischt, ein schöner Anblick. Und diese Augen zum dahin schmelzen. Leider wollten sie mir nicht so gerne Modell stehen… egal wollig, knuffig sahen sie trotzdem aus. Später bei meinen Recherchen im Büro stellt sich heraus, dass es die Alpakas von Artland Alpakas gewesen sein müssen. Einer seit 2002 gewachsenen Alpakazucht mit Hofladen. Die Homepage der Familie Bruns ist genauso, wie auch die Homepage von den Niederländern Margriet Frikken und Ronny Blokzijl vom Kamelhof liebevoll und interessant gestaltet. Auch hier nehme ich mir vor noch einmal vorbei zu fahren. Diese riesen Augen in Kombination mit dem Flauschefell…leider können die wolligen Gesellen wohl auch spucken…

Auf meiner Tour habe ich noch eine weitere etwas exotischere Tierart getroffen. Zumindest trifft man Schottische Hochlandrinder nicht an jeder Ecke an, wie zum Beispiel eine Schwarz-Bunte. Hier sind es zweieinhalb schottischen Hochlandrinder. Warum zweieinhalb?, seht selbst!

Allgemein waren die Rinder von der anderen Seite des Zaunes auf jeden Fall echt freundliche und ruhige Geschöpfe, obwohl ihre Hörner eine recht abschreckende Wirkung auf mich hatten.

Ich fahre so ganz entspannt eine kleine Landstraße entlang und plötzlich taucht eine Tankstelle auf!? Sie wirkte etwas fehl am Platze. Ob sie noch in Betrieb ist, weiß ich leider nicht. Es stand geöffnet dran und die Preise hätten auch aktuell sein können. Weit und breit war jedoch niemand zu sehen. Ein paar Kühe standen auf der Nachbarweide und muhten. Der wilde Westen im Osnabrücker Land. Ich kenne aus Australien solch Minitankstellen, mit dem Unterschied, dass dort die nächste Tankstelle hunderte Kilometer weit entfernt ist und hier auch kein gut gehender Pub mit lauter Stringtangas an der Decke oder so angeschlossen ist. Hier würde er vermutlich nicht so gut laufen, die nächste Versorgungsmöglichkeit ist ja nur ein paar Kilometer entfernt. Kennt jemand die Tankstelle? Ist sie noch in Betrieb? Es würde mich einfach mal interessieren.

…wollte ich nur noch nach Hause, das Wetter hat mir doch etwas zugesetzt. Die Themenradroute jedoch war toll, interessant, abwechslungsreich, gut beschildert und auch von der Länge her passend. Ich bin voll auf meine Kosten gekommen, außerdem hat sie mir zu einigen Inspirationen verholfen, daher bin ich sicher nicht das letzte Mal in der schönen Samtgemeinde Artland gewesen. Dann hoffentlich mit besserem Wetter :-).

Hier bekommt ihr alle Infos, GPX-Tracks etc. zur Themenradroute Ackerschnacker-Tour.