Regional einkaufen & kochen im Winter

Mein Einstieg in das Thema war vor vielen Jahren eine „Schnupperkiste“ von den Gemüsegärtnern aus Kalkriese. Als ich mir später mein Gemüse-Abo aussuchte, entschied ich mich für die Regionalkiste und lernte viele mir bis dahin unbekannte Wintersorten kennen, wie Topinambur oder schwarzen Rettich. Seitdem bestimmt nicht mehr das Rezept meinen Einkauf – das saisonale Angebot bestimmt das Rezept. Das wird von den Gemüsegärtnern übrigens direkt mitgeliefert und freundlicherweise wöchentlich im Internet veröffentlicht. Dort kann man in einem Archiv mit über 2500 Kochrezepten stöbern, auch ohne Gemüse-Abo. 

Die größte Auswahl – verbunden mit der schönsten Atmosphäre – bietet der Wochenmarkt. Hier kaufe ich direkt bei Erzeugern aus Osnabrück und dem Osnabrücker Land die frische Ernte und Lagergemüse, wie zum Beispiel Kartoffeln und Möhren.

Das ganze Jahr über bekomme ich hier auch regionales Obst, denn Äpfel und Birnen werden im Herbst eingelagert und sind bis in den Sommer hinein verfügbar. 

Mehr als zwanzig Wochenmarkt-Termine gibt es von Bad Rothenfelde, über Bad Essen bis Quakenbrück, sechs davon finden in Osnabrück statt. Nur sonntags und montags ruht der Wochenmarkt. Mein Markttag ist donnerstags an der Katharinenkirche, wo mir das wechselnde saisonale Eintopfgericht an Lindes Café-Stand, wie zum Beispiel eine Grünkohl-Arrabiata, gleich Inspiration für die kreative Verwendung meines Einkaufs liefert. 

Auf dem kürzesten Weg vom Feld auf den Tisch kommt das Gemüse, das ich bei einem von – jetzt muss ich schätzen – mindestens 60 Hofläden in der Region in meinen Einkaufskorb packen kann. Die regulären Öffnungszeiten werden dort immer häufiger mit so genannten „Regiomaten“ überbrückt, wie auf dem Hof Gösling in Osnabrück-Pye, wo es 24/7 sogar frische Milch aus der Milchtankstelle gibt. Viele Hofläden kooperieren mit anderen Höfen in der Region, um eine größere Palette regionaler Produkte anbieten zu können. Wie professionell das aussehen kann, zeigt der Meyerhof in Belm mit seinem Bio-Hofladen, dessen Sortiment über 1000 Artikel umfasst. Dazu gehören die eigenen Erzeugnisse und viele frische Produkte, die überwiegend aus der Region kommen. 

Für die knapp 300 Menschen, die vom CSA-Hof Pente (CSA steht für Community-Supported Agriculture) versorgt werden, ist es selbstverständlich, dass gegessen wird, was vom Feld kommt. Sie tragen den Hof gemeinsam als solidarische Landwirtschaft und machen ihn damit unabhängig von aktuellen Marktpreisen und Wetterlagen. Rezeptideen werden per Rundmail oder persönlich am Abholtag vor Ort ausgetauscht und sind inzwischen sogar in einem eigenen Kochbuch veröffentlicht.

Eine innovative Form der Direktvermarktung, die in Frankreich bereits etabliert ist, sind so genannte Food Assemblies. Das Konzept verbindet Onlinebestellung und direkten Kontakt zum Erzeuger und wurde in Osnabrück etwa ein Jahr lang mit der Marktschwärmerei erprobt. Aktuell wird ein neuer Standort gesucht, an dem Produzenten und Verbraucher sich wieder einmal pro Woche nach Feierabend begegnen können.

Zurück zu meiner Eingangsfrage: Mein Wintersalat ist sehr bunt und sehr lecker mit dunkelgrünem Feldsalat, weiß-rot marmoriertem Rotkohl, orange-leuchtenden Karottenscheiben und violettem Radicchio. Und wenn ich etwas Warmes für Körper und Seele brauche, gibt es ein buntes Blech aus dem Ofen mit Kürbis, roter Bete, Kartoffel, Kohlrabi, Zwiebel und Wurzelgemüse wie Pastinake, Petersilienwurzel oder Karotte, gemischt mit Rapsöl aus dem Teutoburger Wald und Salz aus Bad Essen. 

Womit wir schon beim nächsten Thema wären, denn nicht nur Kraut, Rüben und leckeres Gemüse kommen aus Osnabrück und dem Osnabrücker Land. Von der Zahncreme am Morgen bis zum Feierabendbier gibt es eine große Vielfalt, von der ich in einem nächsten Artikel berichten werde.

Das große Angebot und die vielen Bezugsquellen für regionale Produkte sind nicht nur für mich als Verbraucherin gut, sondern auch für die wirtschaftliche Stabilität und die Wertschöpfung der Region. Die Stadt Osnabrück möchte das fördern und beteiligt sich deshalb als Modellstandort im Forschungsprojekt „Wirtschaftsförderung 4.0“ an der Entwicklung eines Handlungskonzeptes für Kommunen.